Storytelling-Rockstars – am Anfang war das Musikvideo

Wer immer noch glaubt, das Online Marketing habe das Storytelling erfunden, der schaue sich einmal Musikvideos aus den 80ern an: pures visuelles Storytelling. Mit allem Drum und Dran: Eine fesselnden Story, perfekt auf die Zielgruppe zugeschnitten und passend zur Botschaft und zum Image der „Marke“ – in diesem Fall des oder der Interpreten. Auch heute noch erzählen Musikclips wofür die Stars stehen – und schreiben erinnerungswürdige Musikgeschichte(n).

Michael Patrick Kelly – Roundabouts (Official Video)

“ID” heißt sein neues Album. Die Kurzform für Identität. Seine Songs sollen, laut seiner Website, Antworten geben auf die Fragen nach einem „Wer bin ich“ und „Wofür tue ich das alles“ in Zeiten von Trump & Co. Passt irgendwie für einen, der es geschafft hat, sich aus dem Familienunternehmen „Kelly Family“ zu lösen und sein Ding zu machen. Was so ein Ding sein kann, erzählt er zum Beispiel in einer berührenden Story zum Song „Roundabouts“, in der eine werdende Nurse nicht nur ihre Berufung findet, sondern ihr auch die Endlichkeit des Lebens bewusst wird. Die Botschaft: Ergreife deine Chancen, wenn sie sich bieten – bevor es zu spät ist. Großes Gefühlskino. Geht mitten ins Herz und in die Erinnerung. Das ist es, was glaubwürdiges Storyelling schaffen kann. Brillant: Ganz normale Darsteller, mit denen man sich einfach identifizieren kann. Genau wie in meiner nächsten Musikstory:

Camila Cabello – Havana

Herrlich auf die Schippe genommen, die unglaubliche Dramatik lateinamerikanischer Telenovelas. Authentisch in Szene gesetzt: die pulsierende Stadt Havana – ohne sie schöner zu machen, als sie ist. Die Interpretin mit kubanischen Wurzeln Camila Cabello spielt selbst die Hautdarstellerin. Und liest man ihre Wikipedia-Biografie, so könnte man fast annehmen, sie erzählt ein klein wenig ihre eigene Geschichte vom Glück. Zwar geht es im Havana-Video mehr um das Glück in der Liebe als in den Charts. Was beide Stories verbindet ist dennoch die Musik. Auch hier: glaubhafte Szenerie, alltägliche Geschichte, mit der sich nicht nur Kubanerinnen identifizieren können. Die Botschaft: Trau Dich. Mut hatten in jedem Fall auch meine „Stars“ der Jugend. Mein Lieblings-Storytelling-Clip aus den Anfängen des Visual Storytelling:

Genesis – Land of Confusion (1986)

1986 war ein Jahr des Umbruchs und der Katastrophen. Es begann mit der Challenger-Katastrophe, bei der sieben Astronauten den Tod fanden: kurz nach dem Start brach die US-Raumfähre auseinander. “Perestroika (übersetzt: Umgestaltung)“ wurde zum Hoffnungswort für Russland und die Welt, die sich noch immer im Kalten Krieg befand. Im Atomkraftwerk Tschernobyl explodierte ein Reaktor. Der schwedische Ministerpräsident Olof Palme wurde bei einem Attentat am 28. Februar auf offener Straße angeschossen und erlag der Verletzung. Im selben Jahr erschienen der Song und das Video zu „Land of Confusion“:

Unglaublich: Die Story rund um völlig überforderte Staatsoberhäupter und -innen könnte von heute sein. Grandios: die Anspielungen auf unzählige „Stories behind“, wie die voreheliche Liaison der damaligen First Lady Nancy Reagan mit Frank Sinatra. Oder die Darstellung des einstigen Schauspielers und damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan im Superman-Kostüm. Das Beste: die Akteure als Karikaturpuppen aus Latex von der damals sehr erfolgreichen britischen Fernsehshow Spitting Image. Die Story muss man gesehen haben. Damals wie heute. Damals war die Welt noch nicht so globalisiert wie heute, deshalb „Land of Confusion“. Heute könnte man die Geschichte einer „World of Confusion“ erzählen: die Perspektive aus der Sicht eines Alpträumers bleibt gelungen. Fast schon ironisch passend macht der Clip dem Namen der Band alle Ehre: Genesis. In der Wortbedeutung der Bericht der Bibel über die Erschaffung der Welt. Die wäre dann nach den Szenarien des Alptraum-Video-Clips auch wieder nötig – oder zumindest ein Neuanfang der „rockt“.

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